Berichte | Fotos | Links | Sonstiges| Kontakt | Home

FRAX 2006 | 4. Etappe

Similaunhütte - Gasthaus Schönblick
Dienstag, 25. Juli 2006 / ca. 35km / +1200hm / -3400hm

In der kalten Stube habe ich nicht sonderlich gut geschlafen. Beim Frühstück bekam ich wieder mal kaum einen Bissen den Hals hinunter. Was solls, werde ich doch gleich mit einer Abfahrt von fast 1400 Höhenmetern belohnt.


Das Wetter war wieder bestens. Doch davon hat man bei der Similaunabfahrt früh morgens wenig. Die hohen Berge werfen bis fast zur Mittagszeit ihre weiten Schatten in das Tal. Gleich bei den ersten Metern wird man mit den engen steilen Kehren der schroffen dunklen Felswand auf die nächsten 200 Höhenmeter eingestellt. Hier kann man auf dem Bike nur mit einer guten Fahrtechnik bestehen. Ich brauche noch die ersten Meter, um mich einzufahren und warm zu werden. Doch schon nach der 3ten Kere läufts wie geschmiert. Gezieltes Anbremsen, das Hinterrad versetzen und den Allerwertesten weit übers Hinterrad bringen für die verblockten steilen Felsabschnitte. Zwei ausgesetzte Passagen verweigere ich dann, man muss ja nicht alles riskieren. Wir haben uns für diesen Streckenabschnitt Zeit gelassen, und einige Fotos geschossen.

Danach bahnt sich durch ein grobes Schuttfeld ein leicht verblockter Pfad. Jetzt, als der Trail wieder flüssiger wird hat sich Carsten einen Plattfuss eingefahren. Beim genaueren Betrachten entdeckte er noch einen gerissenen Speichennippel, und so zog sich die Reparatur auf eine ½ Stunde hin. Dave und ich nutzten die Pause und betrachteten die umliegenden Berge, sowie den zurückgelegten Weg vom Niederjoch. Der Reifen war wieder aufgepumpt und unser Ritt zum Vernagt Stausee konnte weiter gehen. Auch mit dieser Abfahrt hatte ich im Vorfeld Dave richtig heiss gemacht. An seinem Dauergrinsen im Gesicht konnte man erkennen, dass es ihm richtig Spass macht durch die engen Kehren und Wege zu flitzen.

 


Am Vernagt Stausee angekommen sind wir der Strasse nach Kurzras gefolgt. Wir machten noch am Gasthof Gerstgras halt, da dies die letzte Verpflegungsstation vor erreichen des Schlanderer Tals war. Nach weiteren 100 Höhenmeter auf der Strasse sind wir in den Wanderpfad 5 eingestiegen. Es war zunächst ein schöner Wurzelpfad der über übelst steile Rampen durch den Wald zum Lagunabach führte. Ich habe zugesehen, wie lange Carsten bei diesen extremen Steigungen im Sattel blieb. Doch irgendwann muss hier auch der stärkste schieben. Beim Lagunabach wird der Weg flacher und man kann schon die ersten Kehren zum Tarscheljoch erkennen. Ab hier durften wir in gewohnter Manier unsere Räder die letzten 600 Höhenmeter auf einem steilen Pfad schieben und tragen. Über unzählige Kehren schraubten wir uns den Hang hinauf. Hoffentlich ist die Abfahrt auf der anderen Seite genauso denken wir alle und stapfen weiter Richtung Tarscheljoch. Kurz vorm Joch wird der Weg wieder flacher.


Wir sind hier oben nicht die einzigsten. Ein einheimischer Opa mit seinen beiden Enkeln nutzt die Abwechslung und spricht uns voller Interesse an. Sie lupfen und bemustern unsere Räder. Wer schon mal auf der neuen Heilbronner Hütte beim Verbellner Winterjöchl war, und sich fragte, wo denn eigentlich die alte sei, der wird hier oben fündig. Hier stehen noch die Überreste der alten Heilbronner Hütte, welche 1933 abgebrannt ist.

Es wurde kühl, und wir machten uns zur Abfahrt bereit. Eine verblockte Spur mit Absätzen und engen Kehren führt durch den Fels hinab zur Schwarzen Lacke. Man kann noch ein kurzes Stück an dem dunklen Bergsee entlang cruisen, bevor es wieder steil und verblockt durch einen groben Schuttkegel zum Kortscher See geht. Ich kann es noch gar nicht recht glauben, dass wir diesen Hang fahrend bewältigt hatten.

Die letzten Meter am See entlang hakte mein Vorderrad ein, und ich musste über den Lenker springen und mich abrollen. Eigentlich nicht weiter schlimm, doch meine Kamera hat dabei einen Defekt abbekommen. Ich konnte zwar noch Fotos machen, musste aber dazu immer kräftig gegen das Gehäuse drücken. Auch Carsten wurde an der gleichen Stelle ausgebremst. Er hat sich hier wieder einen Plattfuss eingefahren. Wärend er seinen Schlauch wechselte nutzte ich die Pause für eine Fussbad im See und beobachtete ein paar Anglern bei ihrem schweisstreibenden Hobby.


Der weitere Wegverlauf bis zur Schlanderer Alm war ein Traum. Es wechselten Kehren und Kicker mit viel flow und speed. Und zum Abschluss gab es noch eine wunderbare Hangquerung durch den Wald. Wir steuerten auch gleich die einfache und urige Alm an, wo wir es uns bei selbstgemachten Käse, Speck und Holundersaft gut gehen liessen.

Ab hier war es eine wahre Höhenmetervernichtung auf einer steilen Schotterstrasse. Unsere Bremsen glühten. Die letzten Meter nach Schlanders konnten wir noch auf Wanderwegen fahren. Bei fast 40°C sind wir durch Obstplantagen nach Morter gefahren. Ich nutzte wieder den Windschatten von Carsten, welcher zum Abschluss noch ein kleines Rennen mit einem Jungen auf seinem Kinderrad machte. Wir erkundigten uns noch über den Bustransfer zum Zoggler Stausee und nutzten den Schatten einer Gartenwirtschaft um die Wartezeit zu verkürzen.

Zuerst ging die Busfahrt bis nach Martello, wo wir in einer Kneipe auf den Anschlussbus warteten. Carsten nutzte die Pause, um seine 2 löchrigen Schläuche zu flicken. So etwas kann mir mit meinem Tubeless Laufradsatz nicht passieren ;-). Im zweiten Bus stiegen dann noch 2 Bergsteiger ein, bei denen wir uns schon mal vorab für unseren nächste Übergang, das Langenferner Joch erkundigten.

Im Gasthaus Schönblick haben wir dann unser Zimmer bezogen. Das Wetter wurde schlechter, und sah für den nächsten Tag auch nicht vielversprechend aus. Na ja, erst mal egal. Wir nutzten unser Bad als Waschsalon, und haben alle Kleider gewaschen. Bei einem guten Essen, sowie Rotwein liesen wir den Abend ausklingen.

 
© by vogg-net.de