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FRAX 2006 | 2. Etappe

Hanauer Hütte - Braunschweiger Hütte
Sonntag, 23. Juli 2006 / ca. 40km / +2000hm / -1700hm

Es hatte nachts ordentlich geregnet. Das Wetter sah auch nicht bestens aus, aber von oben war es doch trocken. Nach dem Frühstück noch schnell ein Foto mit der Dremelscharte im Hintergrund und unsere 2te Etappe konnte beginnen.

Die ersten hundert Höhenmeter geht der Pfad leicht ansteigend über eine feuchte Wiese. Man musste aufpassen, dass man keinen der zahlreichen Bergsalamander zertritt. Schnell wechselt die Wiese mit den zahlreichen Alpenrosen einem grossen Geröllfeld, welches sich über 400 Höhenmeter steil bis zur westlichen Dremelscharte zieht. Die Räder müssen wieder geschultert werden, an schieben ist nicht zu denken. Als wir auf der Scharte ankommen ernten wir verwunderte und respektvolle Blicke.


Unser erster Blick gilt dem weit unten liegenden Steinsee, und dem steilen Klettersteig der zu ihm hinabführt. Es fängt an zu regnen, und wir ziehen zum ersten mal unsere Regenjacken an. Nach kurzer Verweilzeit gehen wir auch schnell den Abstieg durch die Fleswand an.

Dave und ich steigen fahrend die ersten Meter in den Klettersteig ein. Ein paar Wanderer schauen uns entsetzt bei unserem Vorhaben zu. Nein, wir sind ja nicht Lebensmüde und tragen alle unsere Räder die ersten 150 Höhenmeter durch die Schlucht. Es sind ca. 30 Leute im Klettersteig, und man muss höllisch aufpassen, dass man keinen Steinschlag auslöst. Kaum sind wir aus der Kletterwand windet sich der Pfad in engen Kehren zum Steinsee hinunter. Als wir an der Steinseehütte ankommen begrüsst uns gleich der Wirt und fragt wo wir doch herkommen würden?

Da es für eine Rast noch zu früh ist halten wir uns hier nicht lange auf, und fahren weiter auf einem schönen flowigen Trail, eingezäumt durch Latschenkiefern mit einigen schönen engen Kehren und kurzen kniffligen Felspassagen.
Der Pfad weicht ab der Materialseilbahn einem traumhaft zu fahrenden Schotterweg mit vielen Kurven und Kuppen. Hier kann man es mal so richtig laufen lassen. Ab der Alfutzenhütte geht es dann auf einem Forstweg weiter.

 


Wir wollten eigentlich noch einen Wanderpfad hinab zum Starkenbach nehmen, doch dieser war gesperrt. Der Weg windet sich ausgesetzt im Wald sehr steil zum Starkenbach hinab. Wir haben keine Lust, unsere Räder den steilen Pfad wieder hinauftragen zu müssen, da wir noch auf der anderen Talseite einen grossen Hangabrutsch erkennen, welcher wahrscheinlich der Grund für die Sperrung ist. So vernichten wir die letzten Höhenmeter auf einem steilen Forstweg nach Zams-Rifenal.

Jetzt galt es die nächsten 15 km bis nach Imst auf dem Radweg zuückzulegen. Carsten fährt voraus, und ich nutze den Sog seines Windschattens. So kamen wir zügig zum Einstieg ins Pitztal. Wir fahren noch nach Arzl hinauf, um dort in einem Gasthof Mittag zu machen. Leider wurden wir nicht fündig, und so ging es weiter auf dem Pitztalradweg bis nach Wenns. Der Verlauf des Radwegs kostet nochmals einige Höhenmeter extra und war teilweise durch Bauarbeiten versperrt. Dazu noch das drückend schwüle Wetter.

Endlich in Wenns angekommen machten wir es uns gleich in der Gartenwirtschaft einer Pizzeria gemütlich. Nach dem guten Essen steuerten wir eine Bushaltestelle an, und nutzten zusammen für 6.- € den öffentlichen Verkehrstransfer bis nach Mittelberg. So sparten wir uns ca. 35 km und 800 Höhenmeter auf einer langweiligen Verbindungsetappe.


Völlig geschafft kam ich in Mittelberg an. Hat mich doch der Kräfte raubende Pitztalradweg, das schwül warme Wetter und die einschläfernde Busfahrt geschafft. Ich sagte mir, noch rauf bis zum Gletscherstüberl und dann nach einem Zimmer fragen. Doch es war einfach noch zu früh, um die Etappe zu beenden. Also noch rasch ein Cola trinken, und weiter geht's zur Braunschweiger Hütte.

Das heisst nochmals 900 Höhenmeter das Rad tragen. Dave wird von einem Bergsteiger im Eiltempo überholt, hinter dem der Leibhaftige her sein muss. Er sagt dann im Vorbeigehen: "Man kanns auch übertreiben." Dave ist noch ganz verwundert, da dreht sich der Bergsteiger nochmals um, blickt zurück und hebt dabei den Daumen.

An einem Wasserfall geht es steil über eine Felswand bergauf. Das gute dabei ist, dass man schnell Höhenmeter macht. Ständig hat man auch immer wieder den Mittelbergferner vor Augen. Das Panorama ist einfach beeindruckend. So vergeht die Zeit im nu, und ich stehte plötzlich vor unserem Etappenziel, der Braunschweiger Hütte. Ich schaue in die erstaunten Blicke der Wanderer und Bergsteiger und frage: "Wo ist denn hier der Radständer?" Wir alle müssen lachen, und es kommt zu einem kleinen Smalltalk.


Carsten hat sich an jeder Ferse eine ordentliche Blase eingefangen, welche Ihm ein wenig zu schaffen macht. Hier oben auf der Terasse ist er mit seinen Qualen aber nicht alleine. Es tummeln sich sicherlich noch 10 weitere Blasenproblemfälle auf der Terasse, welche mit Salben und Pflastern ein wenig Linderung suchen.

Wir bekommen ein grosses Matratzenlager fast für uns alleine und können unsere nassen Klamotten zum trocknen ausbreiten. Eine Duschmarke reicht für ca. 5 Minuten warmes Wasser, welch ein Luxus. Nachdem wir unsere hungrigen Bäuche gefüllt hatten, und noch gemütlich bei einem Bierchen plauderten ist Carsten mit seiner Blase an einen Heizkörper gestossen Mit einem lauten, durchdringenen Schrei hat er natürlich alle Aufmerksamkeit in der Gaststube auf uns gelenkt. Die Jungen Leute von heute können halt nicht mehr auf die Zähne beisen. Zu guter letzt sind wir todmüde in unsere Matratzen gefallen.

 
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